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Mittwoch, 1. Juli 2015

Rezension Eva Weaver

"Jakobs Mantel" von Eva Weaver

  • Taschenbuch: 400 Seiten
  • Verlag: Droemer TB (1. April 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3426304422
  • ISBN-13: 978-3426304426
Inhaltsangabe:

Warschau 1939. Mika liebt seinen Großvater Jakob sehr. Gemeinsam lebt die Familie im Ghetto. Als Jakob stirbt, erbt Mika dessen geheimnisvollen Mantel und entdeckt darin eine Puppe. Jakob hatte sie gebastelt, ebenso wie das Krokodil, den König, den Narren. Mitten in einem Alltag bestimmt von Angst, Hunger und Tod, erfindet Mika neue Puppen. Der Prinz wird sein Liebling, und bald ist Mika im ganzen Ghetto für seine Puppenspiele bekannt. Trotz aller Gefahren spielt Mika immer wieder – bis ihn der deutsche Soldat Max erwischt. Der Prinz rettet ihn, doch dafür muss Mika von da an für die Deutschen spielen. 

Autoreninfo:

Eva Weaver, in Deutschland geboren, lebt seit vielen Jahren in England. Sie arbeitet als Trauma- und Kunsttherapeutin und hat sich als Performance-Künstlerin einen Namen gemacht. "Jakobs Mantel" ist ihr erster Roman. 

Meine Meinung:

Titel: Sehr bewegender Roman, der mitten ins Herz trifft

Es ist mir schon lange nicht mehr so schwer gefallen ein Buch zu rezensieren wie bei diesem hier. Mit dem Lesen habe ich etwas länger gebraucht, nicht weil der Roman nicht gut ist, sondern weil er mich so emotional berührt hat und Einfluss auf meine Stimmung ausgeübt hat, dass ich ihn nur in kleinen Portionen genießen konnte. Meine Erwartungen wurden jedenfalls bei weitem übertroffen.

In der Geschichte geht es um Mika, der mit seiner Familie im Warschauer Ghetto lebt. Hunger und Leid bestimmen seinen Alltag und nur die Puppen bringen Abwechslung in sein Leben. Wird der Puppenprinz ihm immer beistehen und sein Leben retten?

Wir als Leser erleben die Zeit ab 1939 aus zwei unterschiedlichen Sichtweisen, denn mal erfahren wir etwas über den Soldaten Max (Täter) und mal über unseren Puppenspieler Mika (Opfer). Beider Leben sind miteinander verbunden und ihre Erlebnisse ähneln sich, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise.

Bisher habe ich nur Bücher gelesen, die rein aus der Opfersicht berichten, daher war die Sicht auf die Gedanken der Täter unheimlich spannend für mich.

Mich hat hier vor allem beeindruckt wie stark Menschen sein können, wenn es ums nackte Überleben geht. Das bringt der Roman sehr deutlich zum Ausdruck. Viele geschilderte Ereignisse gehen bis ins Mark, manch Grausamkeit wollte ich mir gar nicht vorstellen.

Eva Weaver schreibt sehr angenehm, aber durchaus anspruchsvoll, was aber vielleicht auch am Thema liegen mag, denn es ist kein Buch, welches man mal eben als leichte Urlaubslektüre liest. Mich hat das Buch so gepackt, dass mir die eine oder andere Träne einfach entglitten ist und mit feuchten Augen liest es sich nicht gerade leicht.

Das Hauptaugenmerk liegt auf den Charakteren Mika und Max, die sehr intensiv dargestellt sind. Auch wenn ich mit Max nicht sympathisiert habe, konnte ich sein Handeln doch immer verstehen. Mika seine Stärke und sein Überlebenswillen haben mich beeindruckt.

Sehr besonders empfand ich auch die Rolle der Puppen. Ich kann mir bald nicht vorstellen, dass diese eine so lange und vor allem schwere Zeit überhaupt überstehen können. Jedenfalls haben die Puppen etwas sehr magisches, märchenhaftes, das gefiel mir gut.

Fazit: Wer sich nicht davor scheut, sich emotional mitreißen zu lassen und geschichtsinteressiert ist, der wird dieses Buch lieben. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen!


Bewertung: 5/ 5 Sternen