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Freitag, 13. April 2018

Rezension Axel Ranisch

"Nackt über Berlin" von Axel Ranisch


Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Ullstein fünf (23. Februar 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3961010137
ISBN-13: 978-3961010134

Inhaltsangabe:

Jannik und Tai, von ihren Mitschülern liebevoll Fetti und Fidschi genannt, sind zwei ganz normale Sechzehnjährige. Bis sie eines Tages ihren Rektor sturzbetrunken auf der Straße auflesen und in seiner eigenen Wohnung einsperren. Aus dem Scherz wird schnell eine handfeste Entführung. Tai genießt es, "Gott" zu spielen und zwingt den Lehrer zu einem Seelenstriptease. Ein Höllentrip für Jannik, der schnell bemerkt, dass Tai seine zarte Verliebtheit nur ausnutzt. Er muss handeln…

Autoreninfo:

Axel Ranisch, Regisseur, Schauspieler und Opernschreiber ist ein kreativer Tausendsassa. Nach den Filmen "Dicke Mädchen", "Ich fühl mich Disco" und "Alki Alki" hat er nun seinen Einfallsreichtum in Literatur gegossen.


Meine Meinung:

Titel: Wenn aus einem Spaß bitterer Ernst wird…

Dieses Buch hätte ich wohl nie gelesen, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Zum Glück hat man dann aber immer mal wieder so einen Glückstreffer wie diesen.

In der Geschichte geht es um 17- jährigen Jannik, der nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Als er und sein Kumpel Tai ihren Schuldirektor Herrn Lamprecht sturzbetrunken auf der Straße finden, haben die Jungen eine Idee: einfach mal den Rektor filmen, das wird bestimmt lustig. Doch irgendwie haben sie alsbald den Direx eingesperrt und aus dem anfänglichen Spaß wird Ernst. Wie kommen sie da bloß wieder raus?

Die Geschehnisse werden uns über zwei parallel verlaufende Erzählstränge nähergebracht, die in einem Zeitraum von circa vierzehn Tagen spielen und sich von Kapitel zu Kapitel abwechseln. Zum einen begleiten wir Jannik, der als Ich- Erzähler fungiert, zum anderen Herrn Lamprecht, dessen Lage uns über einen beobachtenden Erzähler berichtet wird. Beide Handlungsstränge sind ebenso spannend, lustig und ernst zugleich.

In erster Linie wird vulgäre Umgangssprache verwendet, die einem teils die Schamesröte ins Gesicht treibt. Nur wenn es um klassische Musik geht, für die Jannik so schwärmt, dann verwendet der Autor beinahe poetische und bildliche Sprache.

Jannik als Charakter ist jemand wie du und ich, was ich sehr an ihm mochte. Er ist optisch kein Highlight, macht aus Liebe diverse Fehler und steht am Ende trotzdem zu sich selbst. Am Anfang hatte ich sogar Mitleid mit ihm, aber am Ende zeigt er so viel Stärke und Selbstbewusstsein, dass dies nicht mehr notwendig ist.

Tai kam im gesamten Roman eher wie eine Lichtgestalt daher, zu schön um wahr zu sein. Er verschafft dem Leser einen Einblick in menschliche Abgründe, denn durch ihn wird sehr deutlich wie sich Menschen verändern, wenn sie Macht bekommen.

Herr Lamprechts Emotionen, gerade bezogen auf die Trennung von seiner Frau konnte ich sehr gut nachvollziehen, mache ich gerade selbst eine schmutzige Scheidung durch. Mittels dieser Figur beschönigt Axel Ranisch nichts. Die Situation, in der sich Jens befindet, war doch recht beklemmend und beängstigend, da möchte man gewiss nicht tauschen.

In meinen Augen wird hier jeder Leser jemanden finden mit dem er sich identifizieren kann, auch wenn man bei der Inhaltsangabe das kaum vermutet.

Die eingestreuten Probleme eines Teenagers von heute waren sehr realistisch und nachvollziehbar aufgezeigt. Themen wie Liebe, Freundschaft und Homosexualität finden hier ihren Platz.

Fazit: Bis auf die Beschreibungen zu diversen klassischen Konzerten hat mir das Buch außerordentlich gut gefallen. Ich habe gelacht, geweint und war auch ein ums andere Mal geschockt über diverse Wendungen. Wer einmal etwas Neues wagen will, der sollte dieses Buch lesen.

Bewertung: 4/ 5 Sternen


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